The Political Theatre of Alain Badiou - Alain Badious politisches Theater
Programm
Kooperationsveranstaltung des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung (ZfL) mit dem Hebbel am Ufer (HAU)
Alain
Badiou gehört zu den bekanntesten Denkern der Gegenwart. Seine
Philosophie ist radikal auf das Politische gerichtet, sie zielt auf das
Recht des Unmöglichen, des Gleichen, des Illegitimen. Auch seine
Theaterstücke, die hierzulande noch ganz unbekannt sind, sprechen davon:
Ereignis in Antiochien, die Darstellung der Pariser Kommune im
revolutionären Geist des Apostels Paulus und der Theaterstücke von Paul
Claudel, und Achmed der Philosoph, einer Kunstfigur, die ihr Denken als
radikale Komödie, als politisches Satyrspiel des Politischen vorführt.
Gerichtet sind Tragödie wie Komödie gegen die Stagnation, Trägheit und
Korruption der modernen Massendemokratien und ihrer Bürokratien, die
alles, was Veränderung bringen könnte, zur Unmöglichkeit erklären. Aber
genau das Schaffen des Unmöglichen ist Ziel im Denken und Schreiben
Badious, wie diese Doppelveranstaltung, in der er selbst in beiden
Teilen sprechen wird, in Theorie und Theaterpraxis zeigen will.
PROGRAMM
16.00–19.00 Uhr
HAU 1 (in Englisch und Deutsch)
Vorträge von Alain Badiou, Ward Blanton, Lee Edelman, Joseph Litvak, Ken Reinhart, Eric Santner und Martin Treml
Im
ersten Programmteil sollen die philosophischen Aspekte des Politischen
Theaters erörtert werden. Badiou stellt sein Theaterkonzept vor, seine
beiden Übersetzer Lee Edelman und Joseph Litvak sprechen über ihre
Arbeit, Literatur- und Kulturwissenschaftler stellen die Bezüge und
Intertexte her: Ward Blanton (University of Glasgow) berichtet von der
schon länger andauernden Rezeption von Badious Theater in
Großbritannien, Ken Reinhart (UCLA) diskutiert das Theater des
Politischen, Eric Santner (University of Chicago) die radikale
Philosophie des Paulus, bezogen auf Badiou.
20.00–22.00 Uhr
HAU 1 (in Englisch)
Vorträge von Alain Badiou, Lee Edelman und Ken Reinhart / Performance von Sommer Ulrickson
Abschlussdiskussion
Der
zweite Teil des Programms ist Badious Theaterstücken selbst gewidmet.
Nach einer Einführung von Alain Badiou wird Lee Edelman die Komödie und
Ken Reinhard die Tragödie inhaltlich umreißen. Daran schließt sich eine
Performance von ausgewählten kurzen Abschnitten sowohl aus „Achmed der
Philosoph“ als auch aus „Ereignis in Antiochien“ im Sinne einer
Werkstatt in der Regie der amerikanischen Choreographin Sommer Ulrickson
und eine Schlussdiskussion aller Beteiligten an. Gemeinsam mit dem
Schauspieler Stephan Szasz und dem Tänzer Dan Pelleg untersucht Sommer
Ulrickson in ihrer Performance die verschiedenen Texte von Badiou.
Obgleich sehr unterschiedlich, behandeln sie alle den „aktuellen Stand
der Dinge“ und stellen häufig die Frage „Und jetzt?“ und „Wer ist dafür
verantwortlich?“ Diese Fragen lassen sich in verschiedenen physischen
und psychologischen Konstellationen stellen und führen so zu einem
besseren Verständnis der Gedanken Badious. Einige Texte sind sehr
komplex, einige scheinen simpel, sind aber sehr vielschichtig. Mithilfe
der zur Verfügung stehenden darstellerischen Mittel werden diese
Schichten und Komplexitäten durchleuchtet. Bedingt durch den Rahmen der
Podiumsdiskussion wird jedoch kein „fertiges Theaterstück“ präsentiert,
sondern eine Collage der gesammelten Eindrücke. Drei Menschen auf der
nackten Bühne des HAU 1 begeben sich auf die Suche nach der Revolution,
die in Badious Worten versteckt liegt, und bieten dem Publikum eine neue
Sicht der Dinge.