Wenn Geschichte umgeschrieben wird: Ein Blick auf die Ukraine, Belarus und Russland
Der russische Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 wurde von einer geschichtlichen Rhetorik begleitet, deren Vokabular von Referenzen zum Zweiten Weltkrieg getränkt ist. Aber auch schon vor dem Februar 2022 konnte man beobachten, dass geschichtliche Narrative in vielen Ländern der ehemaligen Sowjetunion grundlegend umgeschrieben werden. Diese Entwicklung ist Teil der gegenwärtigen politischen Verschiebungen in diesen Ländern. In Belarus, der Ukraine und Russland ist eine von verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Akteuren getragene nationale Aneignung von Geschichte festzustellen. Dieser Wandel prägt das jeweilige gesellschaftliche Selbstverständnis und ist darüber hinaus auch ein Schlüssel, um zwischenstaatliche Dynamiken der drei Länder sowie den Krieg in der Ukraine zu verstehen. Die Forumsdiskussion wird diesen Aspekten auf verschiedenen Ebenen nachspüren und Perspektiven auf gesellschaftliche, politische und kulturelle Prozesse miteinbeziehen.
Teilnehmende
- Kateryna Mishchenko ist Schriftstellerin, Kuratorin und Mitbegründerin von Medusa, einem unabhängigen ukrainischen Verlag. Sie lehrte Literatur an der Nationalen Linguistischen Universität Kiew und arbeitete als Übersetzerin im Bereich der Menschenrechte.
- Aliaksei Bratachkin ist Historiker und Leiter des Programms für öffentliche Geschichte am European College of Liberal Arts in Belarus. Derzeit ist er Gastdozent an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder).
- Félix Krawatzek ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZOiS, wo er den Forschungsschwerpunkt Jugend in Osteuropa leitet.
- Matthias Schwartz ist stellvertretender Direktor des ZfL und leitet den Programmbereich Weltliteratur und das Projekt Weltfiktionen post/sozialistisch. Literaturen und Kulturen aus Osteuropa.
- Moderation: Nina Weller ist Slawistin und Literaturwissenschaftlerin, bis Anfang 2022 leitete sie das BMBF-Projekt Vergangenheit der Gegenwart. Geschichtsbilder, Fiktion und Erinnerung in der belarussischen, russischen und ukrainischen Kultur an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder).
Die Veranstaltung ist eine Kooperation zwischen dem Zentrum für Osteuropa und internationale Studien (ZOiS) und dem ZfL und ist Teil der Reihe ZOiS Forum.