Reihe "Geisteswissenschaften im Dialog"
18.07.2007 · 20.00 Uhr

Wie gut kennen wir Europa? Gegenwart und Geschichte einer pluralen Kultur.

Ort: Gendarmenmarkt, Franz. Friedrichstadtkirche, 10117 Berlin
Organisiert von Sigrid Weigel, D. Gosewinkel, S. Gödde, A. Platthaus
Kontakt: bendels [at] leibniz-gemeinschaft.de

Programm

Ein Podiumsgespräch mit

Sigrid Weigel
Direktorin des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung; Vorstandsvorsitzende der Geisteswissenschaftlichen Zentren Berlin; Professorin an der Technischen Universität Berlin; Leiterin des BMBF-Projektes Topographie pluraler Kulturen Europas in Rücksicht auf die 'Verschiebung Europas nach Osten'

Susanne Gödde
Privatdozentin an der Freien Universität Berlin; Wissenschaftliche Mitarbeiterin im vom BMBF geförderten Forschungsverbund Theater und Fest in Europa. Zur Inszenierung von Identität und Gemeinschaft

Dieter Gosewinkel
Leiter der Forschungsgruppe Zivilgesellschaft, Citizenship und politische Mobilisierung in Europa am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung; Privatdozent an der Freien Universität Berlin

Andreas Platthaus (Moderation)
Stellv. Leiter des Feuilletons, Frankfurter Allgemeine Zeitung


WIE GUT KENNEN WIR EUROPA? GEGENWART UND GESCHICHTE EINER PLURALEN KULTUR
Nicht die Bestätigung der eigenen Norm, sondern das Interesse für die Verschiedenheit und das Verständnis für den Unterschied seien „der wahre Testfall Europas“, formuliert Adolf Muschg. Mit welchen Schwierigkeiten Konzepte einer homogenen Identität verbunden sind, hat nicht erst die „Verschiebung“ Europas nach Osten verdeutlicht. Bereits die – als Qualifizierung Europas mehr als umstrittene – Rede von einem aufgeklärten und christlich geprägten Abendland fasst harte Aushandlungsprozesse zu einem scheinbar harmonischen Ganzen zusammen. Wie steht es um eine „europäische Identität“? Trägt das Konzept der Vielheit? Und was lässt sich für „Europa“ als „identitätsstiftenden Diskurs“ gewinnen aus den verschiedenen, oft widerstreitenden Prozessen regionaler, religiöser oder politischer Identitätsbildung? Wie entwickeln sich in Europa Formen, in denen Identität verhandelt wird? Was kann der oft angeführte Rückbezug auf die Antike zu einem modernen Verständnis von Europa beitragen?

PROGRAMM (Update: 5.7.2007)

18:00 Uhr Begrüßung durch den Vizepräsidenten der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften, Peter Graf Kielmansegg

Statements und Podiumsdiskussion

19:15 Uhr Publikumsdiskussion

Im Anschluss: Empfang

gegen 21:00 Uhr Ende der Veranstaltung

Statements

Die Herausforderung der Topographie – Europas Kulturgeschichte aus dem Blick der EU-Osterweiterung
Die gegenwärtige Krise der EU ist nicht nur das Ergebnis der langjährigen Vernachlässigung der kulturellen Dimensionen der „Europäisierung“. Mit der Osterweiterung muss auch das beherrschende, in der latinischen und mediterranen Tradition gründende Europa-Bild der EU revidiert werden. In einer Re-Vision der europäischen Kulturgeschichte richtet Sigrid Weigel den Blick auf Konstellationen, an denen das Zusammentreffen verschiedener Religionen, Bild- und Schrifttraditionen, Mentalitäten und Grundordnungen zu studieren ist.


Theater und Fest in der Antike – Verhandlungen politisch-religiöser Identität
Im antiken griechischen Theater werden, als Europa als imaginärer, geographischer oder politischer Raum erst zu existieren beginnt, unterschiedlichste Formen politischer und religiöser Identität erzeugt und reflektiert. Dabei wird in den Dramen immer wieder die große Antithese von Ost und West verhandelt, deren Bezugspunkte der mythische Krieg gegen Troja sowie der historische gegen die Perser darstellen. Susanne Gödde geht der Frage nach, wie mittels einer religionspolitisch fundierten Festkultur die Grenzen Europas auf dem Theater erfunden, verschoben und erfahrbar gemacht werden.


Europa als politischer Begriff
Was ist Europa, und wo liegen seine Grenzen in der Geschichte? Über den historischen Wandel, dem Europa als Begriff und Gegenstand unterliegt, und über die Deutungskämpfe, die um die Vorstellungen der Zugehörigkeit zu Europa und die Bestimmung seiner Grenzen ausgetragen werden, spricht Dieter Gosewinkel. Gosewinkel zeigt auf, inwiefern die Definition Europas und seiner Grenzen selbst Teil der europäischen Geschichte ist.


ZUR VERANSTALTUNGSREIHE

Geisteswissenschaft im Dialog versteht sich als ein Diskussionsforum für aktuelle Fragen aus Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft. Ein interdisziplinär besetztes Podium diskutiert im direkten Dialog mit dem Publikum, was Wissenschaft und Gesellschaft beschäftigt.

Geisteswissenschaft im Dialog will dem Dialog zwischen den verschiedenen Wissenschaften und zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit eine Plattform bieten. Die Veranstaltungsreihe ist eingebunden in die Initiative Wissenschaft im Dialog und in diesem Jahr in besonderer Weise in das Jahr der Geisteswissenschaften.

Geisteswissenschaft im Dialog ist ein gemeinsames Projekt der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften und der Leibniz-Gemeinschaft, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Schirmherrin: Annette Schavan Bundesministerin für Bildung und Forschung

Medienecho

30.01.2011
Wie gut kennen wir Europa?

Veranstaltungsbericht, in: Geisteswissenschaften im Dialog (Hg.): Die Veranstaltungen 2007–2010, Broschüre, Bonn 2011, 10–11

26.07.2007
Wie gut kennen wir Europa?

Radiobeitrag von Ingeborg Breuer, in: Deutschlandfunk, Sendung: Studiozeit – Aus Kultur- und Sozialwissenschaften vom 26.7.2007, 20:10 Uhr