Wissenspopularisierung im medialen Wandel seit 1850
Programm
Anliegen der Tagung ist es, Popularisierungsprozesse in
unterschiedlichen historischen Konstellationen auf Ursachen und
Konsequenzen medialen Wandels zu beziehen. Zeitlicher Ausgangspunkt sind
die durch die „Leserevolution“ nach 1800 vorbereiteten und spätestens
seit 1850 einsetzenden medientechnischen Umgestaltungen populärer
Wissensverbreitung: Beginnend mit der Herausbildung der illustrierten
Zeitschriftenkultur haben die nachfolgende Verwendung von Fotografie,
Film und Internet als Popularisierungsmedien nicht nur neue Formen und
Strategien der Wissenspräsentation hervorgebracht, sondern auch die
Produktionspraktiken und die Rezeption populären Wissens maßgeblich
verändert.
Ausgehend von dieser These wird auf der Tagung
einerseits nach den diskursiven und institutionellen Bedingungen von
Wissensverbreitung gefragt. Andererseits richtet sich die Aufmerksamkeit
auf die medientechnischen Voraussetzungen und die mediale Verfasstheit
populärer Wissensinhalte. Folgende Fragen finden besondere
Berücksichtigung:
- Unter welchen Bedingungen werden Medien für die Verbreitung bestimmter Wissensbestände interessant?
- Wie lenken Distributions- und Präsentationsmedien die Auswahl, Verknüpfung und Perspektivierung von Wissensbeständen?
- Wie wirkt sich Medienkonkurrenz auf Popularisierungsstrategien aus?
-
Auf welche Weise realisieren unterschiedliche Medien Hybridbildungen
und welchen Einfluss nehmen diese auf die Spezifik des „Wissens“?
-
Wie steuern Massenkommunikationsmedien die Rezeptionsformen einer
breiten Öffentlichkeit und wie wirkt die Ausdifferenzierung der
Öffentlichkeit auf den Produktions- und Vermittlungsprozess
wissenschaftlichen Wissens zurück?
Aus interdisziplinärer
Perspektive werden Historiker, Literatur- und Kunstwissenschaftler,
Soziologen und Medienwissenschaftler unterschiedliche Zugänge und
Beschreibungsmodelle des komplexen Zusammenhangs diskutieren und sich
mit unterschiedlichen Formaten populären Wissens sowie ihren
Ausprägungen und Transformationen in verschiedenen Wissenskulturen
auseinandersetzen. Bisher unternommene Erkundungen zum Thema sollen
zusammengeführt, erweitert und mit den Einsichten avancierter
Medienforschung verknüpft werden.
Freitag, 23. November 2007
10.00 Uhr
Petra Boden (ZfL): Begrüßung und Einführung
Theoretische und methodische Voraussetzungen
10.15 Uhr
Carsten Kretschmann (Stuttgart): Wissenspopularisierung: Verfahren und Beschreibungsmodelle
11.30 Uhr
Dorit Müller (ZfL): Formatierungen und Transformationen populären Wissens im Medienwandel
12.15 Uhr
Arlena Jung (Bielefeld): Effekte medialer Dauerbeobachtung von Wissenschaft zwischen Akzeptanz und Glaubwürdigkeitsverlust
Formate populären Wissens
14.30 Uhr
Hedwig Pompe (Bonn): So Vieles, so schön: Bildstrategien auf Zeitungs- und Zeitschriftentiteln
15.15 Uhr
Angela
Schwarz (Siegen): Vom Maschinenpark zum Futurama: Popularisierung von
Wissenschaft und Technik auf Weltausstellungen (ca. 1890-1940)
16.30 Uhr
Jens Ruchatz (Erlangen): Vorträge sind Silber, Dias sind Gold. Medienkonkurrenz im Projektionsvortrag
17.15 Uhr
Ramon Reichert (Linz): Die Herstellung des gelehrigen Blicks
18.00 Uhr
Barbara Wurm (Wien): Buchstabentänze, Fieberkurven, Mikrobenwelten: Animiertes Wissen im frühen sowjetischen Kulturfilm
Samstag, 24. November 2007
Wissensbestände – Wissenskulturen
10.00 Uhr
Stefanie Samida (Tübingen): Heinrich Schliemann und die deutsche Presse: Medialisierung, Popularisierung, Inszenierung
10.45 Uhr
Nicolai
Hannig (Bochum): Verwissenschaftlichung, Aufarbeitung und
Demokratisierung. Die Popularisierung des Religiösen im medialen Wandel
der frühen Bundesrepublik
12.00 Uhr
Manuela Günter (Köln):
Popularisierung literarischen Wissens: Zum Verhältnis von Autorenporträt
und der Etablierung der Universitätsgermanistik im 19. Jahrhundert
12.45 Uhr
Sigrid Nieberle (Greifswald): Philologie auf der Leinwand? Helden der Literaturgeschichte im Kino der Weimarer Republik
15.00 Uhr
Thomas Wegmann (Berlin): Kosmetik und Hygiene: Zur Evidenz bakteriologischen Wissens in der Reklame um 1900
15.45 Uhr
Abschlussdiskussion