Zeichnung einer Augenspiegel-Untersuchung. Ein Mann links im Bild sieht durch eine Lupe und hält gleichzeitig einem anderen Mann rechts im Bild eine kleinere Lupe vor das Auge. Neben dem Mann rechts steht eine optische Gerätschaft.

Wissenspraktiken. Bilder in der Geschichte der experimentellen und angewandten Lebenswissenschaften

Im Projekt wurde der Einsatz von Bildern in der Wahrnehmungsforschung untersucht. Dabei waren die Überlegungen leitend, dass Bilder (wie Reizbilder, Modellbilder oder Testbilder) einen entscheidenden Anteil an der Entstehung von Wissen haben, dass sie als Vermittler zwischen Experimentalpraxis und Theoriegewinnung agieren und dass sie weit über den wissenschaftlichen Raum hinaus wirken (etwa wenn sie von Künstlern anverwandelt werden). Ziel war es – im Sinne der historischen Epistemologie – die Ausbreitung des mithilfe von Bildern gewonnenen Wissens nachzuvollziehen und seine medialen, politischen und sozialen Implikationen in den Blick zu bekommen. Ein besonderes Augenmerk wurde auf die Ästhetik des Wissens gelegt, zugleich perspektivierte das Projekt die Voraussetzungen einer aktuellen Konjunktur empirischer Ästhetik.

Der Frage nach der epistemischen Funktion von Bildern wurde an zwei Fallbeispielen aus der Wahrnehmungsforschung des 19. Jahrhunderts nachgegangen:

  • Margarete Vöhringer: Augenspiegelbilder. Zur Sichtbarmachung des Sehens
  • Jana August: Optische Täuschungen. Wissensgeschichte und Bildpraxis der Wahrnehmungsforschung
Programmförderung Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) 2014–2017
Leitung: Margarete Vöhringer
Bearbeitung: Jana August

Teilprojekte

Augenspiegelbilder. Zur Sichtbarmachung des Sehens

Leitung: Margarete Vöhringer

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Das Projekt war mit dem Ziel einer materiellen Kultur der Wahrnehmungsforschung konzipiert. Im Mittelpunkt stand Hermann von Helmholtz’ Erfindung des Augenspiegels, seine Anwendung in der Augenheilkunde und seine Wirkung über die Wissenschaften hinaus in Kunst und Kunsttheorie. Das Material befindet sich in dem nahezu unberührten Nachlass des Augenarztes Albrecht von Graefe am Berliner Medizinhistorischen Museum.
Das Projekt hatte die Bilder zum Gegenstand, die mit dem Augenspiegel angefertigt wurden: Ausgehend vom ersten Atlas für Ophthalmoskopie, den Helmholtz’ Assistent Richard Liebreich entwickelte, um Augenärzte im Erkennen von Krankheiten zu schulen, lässt sich die Nutzung von Augenhintergrundbildern vom wissenschaftlichen Labor bis an die National Gallery in London und die École des Beaux-Arts in Paris nachvollziehen. Das Projekt versuchte, das Verhältnis von Theorie und Praxis – hier konkret von Wahrnehmungslehre, Augenheilkunde und Kunst – anhand der Bilder neu zu fassen.

Abb.: Aquarell-Zeichnung eines Augenhintergrundes, angefertigt vom Augenarzt Otto Becker (aus der Albrecht von Graefe-Sammlung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft, Dauerleihgabe am Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité)

Optische Täuschungen. Wissensgeschichte und Bildpraxis der Wahrnehmungsforschung

Leitung: Jana August

In der experimentellen Erforschung des Sehens kommt den optischen Täuschungen im 19. Jahrhundert eine besondere Rolle zu. Einerseits thematisierten diese Phänomene als Illusionen von Farb-, Form- oder Bewegungswahrnehmungen in besonderem Maße die Subjektivität der Erkenntnis, indem sie auf die physiologischen wie psychologischen Bedingungen von Wahrnehmung verwiesen. Andererseits entstanden zur Erforschung optischer Täuschungen eine Reihe von Mess- und Untersuchungsverfahren, die unter Einsatz speziell entwickelter Testbilder die wissenschaftliche Beschreibung visueller Erkenntnis ermöglichten. In den Schriften beispielsweise von Hermann von Helmholtz, Wilhelm Wundt und Max Wertheimer sind die Ergebnisse dieser Laborexperimente mit Bildern theoretisch ausformuliert worden. Wie das Verhältnis von Bildpraxis und Theoriebildung in der Erforschung des Sehens zu bestimmen ist, untersuchte das Projekt am Beispiel diverser Testbilder optischer Täuschungen.

Publikationen

Margarete Vöhringer

  • Der Augenspiegel. Sehen und Gesehen werden im 19. Jahrhundert, in: Beate Ochsner, Robert Stock (Hg.): senseAbility – Mediale Praktiken des Sehens und Hörens. Bielefeld: transcript 2016, 45–58
  • »Fakty w tysjatschi raz waschnee slow«. Fiksatsija Eksperimentow w Fiziologii, Literature i Fotografii [dt.: »Tatsachen sind tausendmal wichtiger als Worte« – Ein experimentelles Aufschreibeverfahren in Physiologie, Literatur und Photographie], in: Georgii Vekshin (Hg.): Wtoroj Brikowski Sbornik. Metodologija i Praktika Russkogo Formalizma [dt.: Zweiter Brik Sammelband. Methoden und Praktiken des Russischen Formalismus]. Moskau 2014, 265–279
  • Praktiken, in: Roland Borgards, Harald Neumeyer, Nicolas Pethes, Yvonne Wübben (Hg.): Literatur und Wissen. Ein interdisziplinäres Handbuch. Stuttgart: J. B. Metzler 2013, 45–49

Veranstaltungen

Workshop
24.11.2016 – 25.11.2016

Das Wissen vom Auge. Wahrnehmungsgeschichte und Bildpraxis

ZfL, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, Seminarraum 303

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Treffen des DFG-Netzwerkes
20.07.2016 – 23.07.2016

Geschichte der Prüfungstechniken 1900 bis 2000

ZfL, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, 3. Et., Trajekte-Tagungsraum

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Vortrag
01.06.2016 – 03.06.2016

Margarete Vöhringer: Practices in Arts and Sciences – another History of the Russian Avant-Garde

Université Rennes 2, Place du Recteur Henri Le Moal, 35000 Rennes (Frankreich)

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Vortrag
13.04.2016

Margarete Vöhringer: Der Augenspiegel. Sehen und Gesehen werden im 19. Jahrhundert

Leuphana Universität Lüneburg, Scharnhorststr. 1, 21335 Lüneburg

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Kurzvortrag und Einführung in die Texte
04.03.2016 · 08.30 Uhr

Margarete Vöhringer: Die Bühler-Wundt-Kontroverse

Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung (ZKFL), Königstr. 42, 23552 Lübeck

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Internationale Tagung
10.12.2015 – 12.12.2015

Glas. Materielle Kultur zwischen Zeigen und Verbergen

ZfL, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, 3. Et., Trajekte-Tagungsraum

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Vortrag
03.12.2015 · 19.15 Uhr

Margarete Vöhringer: Das Graefe-Museum. Briefe, Augenspiegel, Aquarelle und die Entstehung einer neuen Wahrnehmungslehre

Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung (ZKFL) Lübeck, Königstr. 42, 23552 Lübeck

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Vortrag und Kolloquium
05.11.2015 · 14.00 Uhr

Margarete Vöhringer: Geschichte und Theorie der Sehstörungen in Kunst und Wissenschaft

Hochschule für Bildende Künste Dresden, Güntzstr. 34, 01307 Dresden, R. 229

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Vortrag
26.09.2015 · 16.15 Uhr

Margarete Vöhringer: Zur Praxis der visuellen Wahrnehmungstheorie. Albrecht von Graefes Augenheilkunde und Hermann von Helmholtz’ physiologische Optik

Technische Universität Berlin, Str. des 17. Juni 135, 10623 Berlin, Hauptgebäude

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Vortrag
08.09.2015 · 14.00 Uhr

Margarete Vöhringer: The ophthalmoscope. An instrument between theory and practice

Università degli Studi di Torino, Via Giuseppe Verdi, 8, Torino (Italien)

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Vortrag
12.05.2015 · 14.00 Uhr

Margarete Vöhringer: The ophthalmoscope. An instrument between perception theory and medical practice

Università degli Studi di Milano, Via Festa del Perdono, 7, 20122 Milano (Italien)

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Workshop
08.11.2014

Bild- und Wissenschaftsgeschichte

ZfL, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, Seminarraum 303

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4. Internationale Sommerakademie des ZfL
21.09.2014 – 26.09.2014

Von der Spur zum Bild. Zur Theorie und Geschichte der Bildgebung

ZfL, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, 3. Et.

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Auftakttreffen des DFG-Netzwerkes
04.09.2014 – 06.09.2014

Geschichte der Prüfungstechniken 1900 bis 2000

ZfL, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, 3. Et., Trajekte-Tagungsraum

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Forum SynergieWissen
23.05.2014 · 11.00 Uhr

Synergietalks 11: The Vibratory Cultures of Modern Art

ZfL, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, 3. Et., Seminarraum 303

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Vortrag
14.05.2014 · 16.30 Uhr

Margarete Vöhringer: Sight Disorders. Visual Instruments and their Effects in Arts and Sciences

CNRS, Laboratoire SPHERE, Université Paris Diderot Paris, 4 rue Elsa Morante, 75013 Paris, bâtiment Condorcet, salle Klein, 612B (Frankreich)

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Vortrag
17.03.2014 · 10.00 Uhr

Margarete Vöhringer: Das Auge im Labor. Erforschung und Gestaltung eines Organs

Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, Haldeneggsteig 4, 8092 Zürich, IFW, E 42 (Schweiz)

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