Deutschland und seine Geschichte in afroamerikanischer Literatur
Darryl Pinckneys Black Deutschland (2016), Paul Beattys Slumberland (2008) und John A. Williams Clifford’s Blues (1999): Diese von afroamerikanischen Autoren verfassten und von afroamerikanischen Protagonisten handelnden Romane spielen teilweise in Deutschland und enthalten Bezüge auf historische Ereignisse wie den Holocaust und die deutsche Wiedervereinigung. Ausgehend von diesen Romanen analysierte das Forschungsprojekt Bilder Deutschlands und seiner Geschichte in afroamerikanischer Literatur aus einer transnationalen, komparatistischen Perspektive.
Die theoretische Grundlage bildeten Einsichten und Methoden der komparatistischen Imagologie, der Black Diaspora Studies und aktueller Forschungen zu multidirectional memory (Michael Rothberg) und cosmopolitan style (Rebecca Walkowitz) in der (Welt-)Literatur. Basierend auf diesen legte das Projekt sein Augenmerk auf vier historisch unterschiedlich situierte, transkulturelle Diskurse, denen bei der Darstellung Deutschlands und deutscher Geschichte in afroamerikanischer Literatur eine zentrale Bedeutung zukommt:
- die Entstehung eines ›kanonischen‹ afroamerikanischen Bildes des postromantischen Wilhelminischen Kaiserreichs während der Studienzeit des afroamerikanischen Schriftstellers und Bürgerrechtlers William E. B. Du Bois in Berlin (1892–1894);
- die Zwischenkriegszeit und die sich überlagernden Diskurse der Alten Welt als racial haven (R. Coles) für Afroamerikaner*innen und Berlins als ›europäischer Hauptstadt der sexuellen Libertinage‹;
- der Nationalsozialismus und seine Verbindungen und Parallelen zu Rassismus und Diskriminierung in den USA zu Zeiten von Sklaverei und Segregation;
- afroamerikanische Wahrnehmungen Deutschlands als geteiltes bzw. wiedervereinigtes Land.
Siehe auch
(Gianna Zocco, Sandra Folie, Projekt 2023–2028)
Publikationen
Sketches of Black Europe in African and African Diasporic Narratives
CompLit. Journal of European Literature, Arts and Society
New Perspectives on Imagology
The Rhetoric of Topics and Forms
Gianna Zocco
- The Fall of the Berlin Wall Transnational: Images and Stereotypes in Yadé Kara’s Selam Berlin and Paul Beatty’s Slumberland, in: Katharina Edtstadler, Sandra Folie, Gianna Zocco (Hg.): New Perspectives on Imagology. Paderborn: Brill | Fink 2022, 131–150
- Love and Propaganda in W. E. B. Du Bois’s Novel Dark Princess, in: Gianna Zocco (Hg.): The Rhetoric of Topics and Forms. Berlin: de Gruyter 2021, 115–126
- Black Transatlantic Literary Studies and the Case of James Baldwin, in: Transatlantic Literary History: Notes | Essays | Documents, 12.1.2021
- Beidseits der Color-Line. Die lange Geschichte des Rassismus, in: Tagesspiegel vom 31.8.2020
- A »Modest Monument« Awaiting Completion. Gianna Zocco Talks to Jean-Ulrick Désert and Dorothea Löbbermann about the W. E. B. Du Bois Memorial at the Humboldt University of Berlin, in: ZfL Blog, 16.7.2020
- »Sometimes things begin with the wrong book«: Images and Intertexts in Darryl Pinckney’s Black Deutschland, in: Norbert Bachleitner, Achim Hölter, John A. McCarthy (Hg.): Taking Stock – Twenty-Five Years of Comparative Literary Research. Leiden/Boston: Brill 2019, 421–444
Veranstaltungen
Sketches of Black Europe. Imagining Europe/ans in African and African Diasporic Narratives
Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, Aufgang B, 3. Etage