Der engagierte Solitär. Untersuchungen zur Theorie und Existenz des autonomen Schriftstellers und der für ihn entworfenen literarischen Ästhetik

Der Wandel des gesellschaftlichen Ranges der Schriftsteller, ihrer Selbsteinschätzung und auch der Nimbus, mit dem die literarisch gebildete Öffentlichkeit sie umgibt, haben sich entscheidend verändert, seit Poeten, Dramatiker und seit dem späteren 18. Jahrhundert auch Romanautoren in Europa nicht nur als gelegentliche Einzelgänger, sondern prinzipiell die Auftragsarbeit für die Obrigkeiten aufkündigten und für ihre literarische Produktion die Autonomie ihres imaginären Kosmos als »second maker« beanspruchten. Der »nicht genormte Individualist« (Hermann Hesse) wird zu einer öffentlichen Instanz des kulturellen und politischen Lebens. Unter dem Titel »Respekt vor den Poeten« verfolgte Eberhard Lämmert diese Existenzform des »freien Schriftstellers« bis ins 20. Jahrhundert hinein und zeigte dabei, wie weit das konfliktreiche Verhältnis der Schriftsteller zu ihrer Öffentlichkeit Motive und Formen ihrer Werke, aber auch ihre Lebensumstände prägt.

Eckart Goebels Untersuchungen zum Widerstreit zwischen Individuum und Gesellschaft, den der autonome Künstler exemplarisch austrägt, thematisierten Positionen des 20. Jahrhunderts. Studiert wurden André Gide, T. S. Eliot und Gottfried Benn, dann Positionen aus der Zeit nach 1945. An den Schriften Theodor W. Adornos, Jean-Paul Sartres und Jean Amérys wurden Folgerungen erörtert, die diese Autoren aus dem Exil, der Résistance, dem Stalinismus und den nationalsozialistischen Konzentrationslagern für die gesellschaftliche Position des Intellektuellen gezogen haben.

gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) 2000–2002
Bearbeitung: Eckart Goebel

Publikationen

Eberhard Lämmert †, Eckart Goebel, Paul Fleming, John T. Hamilton (Hg.)

Respekt vor den Poeten
Studien zum Status des freien Schriftstellers

Manhattan Manuscripts
Wallstein, Göttingen 2009, 360 Seiten
ISBN: 978-3-8353-0526-7
Eckart Goebel, Eberhard Lämmert † (Hg.)

Für viele stehen, indem man für sich steht
Formen literarischer Selbstbehauptung in der Moderne

LiteraturForschung-Buchreihe
Akademie Verlag, Berlin 2004, 302 Seiten
ISBN 978-3-05-004007-3

Eckart Goebel

  • Glücksschuh und goldne Waage. Eduard Mörikes artistische Balance zwischen Klassizismus und Moderne, in: Eckart Goebel, Eberhard Lämmert (Hg.): Für Viele stehen, indem man für sich steht. Berlin: Akademie Verlag 2004

Eberhard Lämmert

  • Der verbannte Schriftsteller – eine europäische Figur, in: Eckart Goebel, Eberhard Lämmert (Hg.): Für Viele stehen, indem man für sich steht. Berlin: Akademie Verlag 2004

Veranstaltungen

Buchvorstellung
16.06.2010 · 22.00 Uhr

Respekt vor den Poeten

Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, 3. Et., Trajekte-Tagungsraum 308

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