Theorie des Rückzugs
Gegenstand des Projekts war die Bewegung des Zurück als Inversion des Vorwärts. Sie folgt dem von Aristoteles formulierten Gesetz von Aktion und Reaktion als der ›Verausgabung‹ der Aktion an ihrem – passiven – Gegenstand und der Dialektik der gleichzeitigen ›Aktivierung‹ des Gegenstands. Von Clausewitz angewandt auf das militärische Verhältnis von Angriff und Verteidigung (abnehmende Kraft des Angriffs bei zunehmender Kraft der Verteidigung), ist dieses Gesetz ein Schlüssel zum Verständnis historischer Gezeitenwechsel. Die Fragestellung des Projekts galt der Veränderung im Bewusstsein derer, die das Ende ihrer Vorwärtsbewegung erleben, und dem, wie sie den Kraft- und Machtverlust erleben, d.h. rationalisieren. Locus classicus der Zurück-Bewegung ist natürlich die restaurative Reaktion der Romantik nach den Vorwärts-Saltos der französischen Revolution. Der gegenwärtige Populismus reagiert auf Globalisierung und Digitalisierung als jüngste Phase der Moderne. Immer sind es die sogenannten Verlierer des Fortschritts, die das ›Zurück‹ attraktiv machen, wobei ihnen die romantische Errungenschaft der Ästhetisierung des Politischen hilfreich ist. Deshalb wohl schlägt das Pendel in solchen Zeiten meist nach rechts aus.
Publikationen
Rückzug
Geschichten eines Tabus
Medienecho
Interview mit Wolfgang Schivelbusch, in: Der Spiegel, 2.12.2020
Rezension von Markus Pöhlmann, in: Militärgeschichtliche Zeitschrift 79.1 (2020), 162–164
Siege und Helden, darüber redet jedes Land gerne. Militärische Rückzüge dagegen werden eher verschwiegen – dabei gäbe es gerade über sie sehr viel zu sagen. Das zeigt eine kleine Skizze des Historikers Wolfgang Schivelbusch. Rezension von Rolf Tanner, in: Neue Zürcher Zeitung vom 20.08.2019
Rezension von Martin Halter, in: Badische Zeitung vom 07.05.2019
Rezension von Steffen Richter, in: Der Tagesspiegel vom 08.04.2019
Rezension von Franziska Augstein, in: Süddeutsche Zeitung vom 19.03.2019
Rezension von Jürgen Osterhammel, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16.03.2019