Die Ordnung pluraler Kulturen
Figurationen europäischer Kulturgeschichte, vom Osten her gesehen
Europa wird immer dann zum Thema, wenn sich Umbrüche auf der geopolitischen und intellektuellen Landkarte vollziehen. Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes entwickeln fünf Ordnungen als Untersuchungsparameter europäischer Kulturgeschichte:
Als Textordnungen werden die Etablierung von Nationalliteraturen ebenso wie heilige, profane, magische Sprachen und Schriften oder die Übergänge zwischen verschiedenen Sprachen und Schriftsystemen untersucht. Bildordnungen betreffen die Zirkulation von Bildern und Bildpraktiken zwischen verschiedenen Registern und Kulturen; hier lässt sich auch zeigen, wie unterschiedliche Bildtraditionen auf eine globale Bilderpolitik treffen. Kleiderordnungen veranschaulichen, wie Verhältnisse des Öffentlichen oder des Privaten bzw. Familiären über Bekleidung geregelt und soziale, ethnische, religiöse oder geschlechtsspezifische Zugehörigkeiten markiert werden. Als Affektordnungen lassen sich rituelle, kultische oder mediale Modi des Ausdrucks von Gefühlen und Leidenschaften analysieren, sei es in der privaten oder öffentlichen Kommunikation. Unter dem bewusst mehrdeutigen Begriff der Grundordnungen schließlich wird sowohl nach der Bedeutung des Bodens, d. h. nach territorialen Ableitungen und Begründungen gefragt als auch nach diesen zugrunde liegenden geschriebenen und ungeschriebenen Normen.
Die Schauplätze, an denen diese Ordnungen untersucht werden, sind durch Grenzziehungen charakterisiert, die nicht statisch, sondern beweglich, wenn nicht gar umkämpft sind: Berlin, Jugoslawien, Georgien, Armenien, Libanon, Palästina, Israel.
Mit Beiträgen von Zaal Andronikashvili, Janis Augsburger, Esther Kilchmann, Tatjana Petzer, Andreas Pflitsch, Helen Przibilla, Vahé Tachijan, Martin Treml und Barbara Winckler.