Erich Auerbach
Geschichte und Aktualität eines europäischen Philologen
Das Werk des Marburger Romanisten Erich Auerbach (1892-1957), von den Nazis als Jude 1935 vertrieben, bildet den frühen Höhepunkt einer Literaturforschung, die sich als Kulturwissenschaft versteht und entschieden transdisziplinär betrieben wird. Kein anderer als er hat die neue Fragestellung einer Philologie der Weltliteratur formuliert – sie ist wichtiger denn je. Die theoretischen Konzeptionen von Figuration, Mimesis, und Realismus, die im Zentrum seiner Arbeiten stehen, haben an Bedeutung und in ihren Bezügen zu Philosophie und Religionswissenschaft nur gewonnen. Zeitgenössisch zu nennen sind Auerbachs Texte wegen dreier Ungleichzeitigkeiten, die sie durchziehen: die von Modernisierung und Traditionsbindung, von jüdischer Lesekultur und christlicher Exegese, von fortgeschrittener Säkularisierung und religiöser Zivilisation. Eine umfassende und weite Korrespondenz brachte ihn in enge Verbindung mit intellektuellen Figuren und Gelehrten wie Walter Benjamin und Siegfried Kracauer, Karl Löwith und Werner Krauss.
In dem Sammelband, der aus einem vom Zentrum für Literaturforschung Berlin im Dezember 2004 veranstalteten internationalen Kolloquium hervorgegangen ist, werden entlang dieser Linien von Literatur- und Kulturwissenschaftlern neue Zugänge zu Auerbachs Universum eröffnet. Mit Beiträgen von Clemens Auerbach, Karlheinz Barck, Petra Boden, Luiz Costa Lima, Carlo Ginzburg, Geoffrey Hartman, Ulla Link-Heer, Carlo Rincón, Martin Vialon u.a.
Erstmalige Veröffentlichung eines Vortrages über Dante, den Auerbach nach seiner Übersiedlung in die USA 1948 an der Princeton-University hielt sowie eines Berichtes seines Sohnes Clemens über eine Reise der Familie Auerbach durch (Nazi)Deutschland im Jahre 1937. Mit einer CD des Vortrags.