Karine Winkelvoss

W. G. Sebald: Formen des Pathos

Brill | Fink, Paderborn 2022, 313 Seiten
ISBN 978-3-7705-6618-1

Dieses Buch untersucht erstmals die Frage des Pathos in Sebalds Selbstverständnis und Rezeption. Es beleuchtet das Verhältnis zwischen Sebalds Stilideal der unpathetischen, leidenschaftslosen Rede und seiner Ethik der Mitleidenschaft, der Em-Pathie als Protest gegen politische A-Pathie. Pathos ist daher kein Verstoß gegen den guten »ethisch-ästhetischen« Geschmack, sondern eine zentrale Dimension seines elegischen Werks im Zeichen der Shoah. Im Lichte von Aby Warburgs Begriff der Pathosformel, die die Ausdrucksintensität zugleich steigert und zähmt, werden Sebalds vieldiskutierter Gebrauch von dokumentarischem Material und Bildern, aber auch diskretere Motive wie Körpergebärden und die Bezüge zu Film, Theater und Oper als Formen des Pathos neu gelesen.

Französische Ausgabe:

W. G. Sebald, l’économie du pathos. Paris: Classiques Garnier 2021

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»Winkelvoss kommt das Verdienst zu, durch eine ›leichte Verschiebung des Blickwinkels‹ (XVIII) aus dem in der Forschung vorherrschenden Mechanismus auszubrechen, das Werk Sebalds anhand just jener Stichwörter und Fährten zu deuten, die der Autor selber ausgelegt oder frühe Deuter vorgegeben haben.«
Uwe Schütte, Weimarer Beiträge 69.1 (2023)
 
»Winkelvoss’ Ton ist einerseits sachlich und um Objektivität bemüht, andererseits vermittelt er überzeugend ihr Interesse und den Enthusiasmus am Forschungsgegenstand in einer klaren und verständlichen Sprache.«
Manfred Roth, literaturkritik.de vom 31.3.2023
 
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Bücher im Gespräch

Episode 4: Selbstübersetzung

Im Podcast des ZfL spricht Karine Winkelvoss mit Stefan Willer über wissenschaftliche Selbstübersetzung.

Medienecho

01.04.2023
W.G. Sebald: Formen des Pathos

Rezension von Uwe Schütte, in: Weimarer Beiträge 69.1 (2023), 151–154

31.03.2023
Über den richtigen Umgang mit dem kaum Sagbaren

Rezension von Manfred Roth, in: literaturkritik.de, 31.3.2023