Grundordnungen
Geographie, Religion und Gesetz
Bezugspunkt der hier versammelten Studien ist das Jahr 1989. Im Zusammenhang der geopolitischen Umbrüche sind speziell in den südöstlichen Räumen Europas und den angrenzenden Regionen Fragen nationaler und kultureller Zugehörigkeit und Orientierung neu zu diskutieren. Denn mit der ›Verschiebung Europas nach Osten‹ ist die Geographie in die Politik zurückgekehrt. Nicht nur Konflikte im ›Nahen‹ Osten und im Kaukasus, sondern auch die ethnisch-konfessionellen Grenzziehungen und kriegerischen Konflikte auf dem Balkan sind Ausdruck einer verstärkten Bezugnahme kultureller und politischer Ordnungen auf den Raum. All diese Auseinandersetzungen sind symptomatisch für eine Krise, in die das viele Jahrzehnte allein vom Westen her gedachte Projekt einer transnationalen Integration Europas geraten ist.
Vor diesem Hintergrund untersuchen die Beiträge das Verhältnis von Raum und Ordnungen in der europäischen Kulturgeschichte. Im Zentrum steht dabei der Versuch, Europa von seinen vermeintlichen Rändern her neu zu beleuchten und nach den Wechselbeziehungen von Geographie, Religion und Gesetz zu fragen. Hierfür werden Europadiskurse und die kulturelle Semantik von Land und Meer in den Blick genommen, die geokulturelle Begründung der Krim ebenso wie die israelische Verfassungsgebung, die mythische Grundierung des Patriotismus ebenso wie literarisch-philosophische Begründungen Europas u.a. bei Joseph Roth, Karl Jaspers oder Merab Mamardašvili.
Mit Beiträgen von Zaal Andronikashvili, Stephan Braese, Rodolphe Gasché, Michael Kempe, Dimitrios Kisoudis, Nitzan Lebovic, Thomas Macho, Giorgi Maisuradze, Tatjana Petzer, Stefan Troebst, Giuseppe Veltri und Sigrid Weigel.