Deutsch als Sprache der Geisteswissenschaften I: Ursprünge um 1800
Programm
10.00
Daniel Weidner/Claude Haas: Begrüßung und Einführung
10.15
David Martyn (St. Paul): Geist der Muttersprache: Herder, Humboldt, Weisgerber
11.15-12.15
Denis Thouard (CRNS Paris/Berlin): Geteilte Ideen. Die Schwierigkeit sprachlicher Darstellung der Philosophie bei Fichte
13.30
Daniel Weidner (ZfL): Schatzkammer, Blumenbeet, Vorratshaus, Inhalt und Form der Gedanken. Herder zur Bildung der deutschen Wissenschaftssprache
14.30-15.30
Justus Fetscher (Mannheim): Terminologie der Physiognomik bei und nach Lavater
16.00
Jürgen Paul Schwindt (Heidelberg): Stilübungen oder Wie deutsch ist das griechisch-römische Altertum? (von Heyne zu Wolf, von Creuzer zu Böckh)
17.00
Ernst Müller (ZfL): Friedrich Schleiermacher und sein Universitätskonzept
Der Workshop fragt nach der Vorgeschichte der deutschen Geisteswissenschaften und ihrer sprachlichen Verfasstheit in der Zeit um 1800. Hier bilden sich Denkstile und Wissensformen heraus, die für die später entstehenden Geistes- und Kulturwissenschaften prägend und bis heute maßgeblich sind. Diskutiert wird, inwiefern diese Wissensformen mit einer bestimmten Sprachlichkeit verbunden sind: mit spezifischen Formen des Ausdrucks und der Sprachverwendung, mit einem charakteristischen Wortschatz, mit einer Stilistik und Sprachkultur, die typisch für die deutsche Wissenschaftssprache sind.
Leitende Hypothese ist dabei, dass sich um 1800 der Status der deutschen Sprache als epistemisch produktiv erweist. Die Einführung des Deutschen als Sprache universitärer Lehre samt der damit einhergehenden Übersetzungsunternehmungen, die Übernahme eines pietistischen Wortschatzes der Innerlichkeit, die Ausbildung der ›schönen Wissenschaften‹ bzw. der Kunst- und Literaturkritik als Diskurs zwischen Dichtung und Wissenschaft und die fortschreitende nationale Semantisierung der Sprachen beeinflussen in spezifischer Weise die Herausbildung der wissenschaftlichen Rede. Zu fragen ist, inwiefern diese Sprachlichkeit, die bis heute etwa den Ausdruck der ›Geisteswissenschaften‹ in anderen Sprachen kaum übersetzbar macht, für deren Erfolgsgeschichte im 19. Jahrhundert verantwortlich ist, inwiefern sie aber auch mit einem wissenschaftlichen und nationalistischen Dünkel einhergeht. Da sowohl die um 1800 erschlossenen sprachlichen Möglichkeiten als auch die Tendenzen zur sprachlichen Verengung die Geisteswissenschaften nachhaltig geprägt haben, kann die im Workshop erarbeitete kultur-, sprach- und wissensgeschichtliche Perspektive der aktuellen Diskussion über Deutsch als Wissenschaftssprache historische Tiefenschärfe verleihen.
Teilnahme am Workshop bitte nur nach Anmeldung per Email an Claude Haas.
19.00–21.30: Öffentliche Abendveranstaltung
Deutsch als Sprache der Geisteswissenschaften II: Historische Perspektiven auf ein aktuelles Problem
DEUTSCH 3.0 – Debatten über Sprache und ihre Zukunft ist eine Initiative des Goethe-Instituts in Zusammenarbeit mit dem Duden, dem Institut für Deutsche Sprache und dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft.
Website der Initiative DEUTSCH 3.0