Symposium
23.03.2010 – 25.03.2010 · 01.00 Uhr

Gesichter – Faces

Ort: Akademie der Künste, Pariser Platz 4, 10117 Berlin
Kontakt: Uta Kornmeier
ZfL-Projekt(e): Gesicht als Artefakt

Programm

Ein Symposium des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung Berlin

Das menschliche Gesicht hat viele Namen und Erscheinungsformen: Maske oder Persona, Abdruck oder Büste, Angesicht oder Antlitz, Mienenspiel oder Ausdrucksgebärde, Photographie oder Portraitgemälde... Als Antlitz ist das menschliche Gesicht – mit Bezug auf die Gottesebenbildlichkeit – exklusiv, während mit den Expressions of the Emotions, so Darwin, die menschlichen Ausdrucksgebärden an der Welt der Kreatur teilhaben. Das Gesicht bewegt sich also in der Spannung zwischen ‚natürlicher’ und ‚übernatürlicher’ Bedeutung.

Im Zeitalter von digitaler Photographie, Morphing, medial-synthetischen Gesichtern und Gesichtschirurgie ist die Vorstellung vom Gesicht als einem ‚natürlichen’ Medium des menschlichen Ausdrucks und als Signum des Individuums endgültig ad absurdum geführt. Von hier aus öffnet sich der Blick zurück auf die Geschichte kultischer und medizinischer Praktiken, künstlerischer Konventionen, symbolischer Überschreibungen und medialer Produktionen, durch die das Gesicht immer schon mehr und auch anderes gewesen ist als ein natürlicher Ausdruck des einzelnen Subjekts.

Die Kultur- und Wissenschaftsgeschichte des Gesichts hat nicht nur eine Fülle facialer Darstellungen zum Vorschein gebracht, sondern auch unterschiedlichste Verfahren, in denen leibliche Spuren – als Ausdruck, Zeichen, Indikator oder Stigma – in ein deutbares Bild transformiert werden: von den Ab-Bildungen in der Religions- und Kunstgeschichte (Vera Icon, Totenmaske, Portrait) bis zur Rolle facialer Merkmale und Indikatoren in den empirischen Wissenschaften (Gesichtserkennung, Facial Action Coding System, elektromyographische Aufzeichnungen). Das Symposium soll die verschiedenen Perspektiven auf das menschliche Gesicht bündeln und das Gesicht als Effekt medialer, experimenteller und technischer Verfahren in Wissenschaft und Kunst untersuchen.

 

Di 23.3.2010

15.00
Begrüßung

15.30-17.30
Hans Belting (ZKM Karlsruhe): Das Portrait als Maske des Gesichts

Thomas Macho (HU Berlin): Gesichtsübermalungen

18.00-20.00
Gottfried Boehm (Uni Basel): Das Gesicht, das wir sind. Portrait und Identität

Angelika Neuwirth (FU Berlin): Kreis, Quadrat und Kalligraphie. Das Portrait des Propheten Muhammad in der Vormoderne
Achtung: Dieser Vortrag muss leider ausfallen!

Mi. 24.3.2010

10.00-11.00
Helmut Lethen (IFK Wien): Das Lächeln der Höflichkeit

11.30-13.30
Sigrid Weigel (ZfL): Tränen im Gesicht

Monika Wagner (Uni Hamburg): Farben des Gesichts

15.00-17.00
Katharina Sykora (HBK Braunschweig): Doppeltes Auge, letzter Blick

Thomas Levin (Uni Princeton): Face Time

17.30-19.30
Georges Didi-Huberman (EHESS Paris): Politique du cadre

Jeanette Kohl (UC Riverside): Faces. In different places

Do. 25.3.2010

10.30-12.30
Albrecht Koschorke (Uni Konstanz): Zur Kulturgeschichte der Nase

Carlo Ginzburg (SNS Pisa): Side glances. A note on Machiavelli

14.00-16.00
Gerhard Neumann (FU Berlin, z.Zt. IFK Wien): Lesbarkeit des Gesichts in Heines Florentinischen Nächten

Irit Rogoff (Goldsmith College London): On the face of …

17.30
Heinrich Heine: Längst vergessene Gesichter
Eine Collage von Klaus Briegleb, gelesen von Hanns Zischler

Medienecho

17.04.2010
Gesichter – Faces

Konferenzbericht von Eike Kronshage, in: H-Soz-Kult, 17.4.2010

31.03.2010
Auch er ist ein Maler

Carlo Ginzburg interpretiert in einem Berliner Vortrag zwei Briefe Machiavellis und gibt Auskunft über die eigene historische Methode. Artikel von Patrick Bahners über den Vortrag »Side glances. A note on Machiavelli« von Carlo Ginzburg, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 31.3.2010

29.03.2010
Punkt Punkt Komma Strich

Artikel von Claudia Schmölders, in: Tagesspiegel vom 29.3.2010

Publikationen

Sigrid Weigel, unter Mitarbeit von Tine Kutschbach (Hg.)

Gesichter
Kulturgeschichtliche Szenen aus der Arbeit am Bildnis des Menschen

Trajekte-Buchreihe
Wilhelm Fink Verlag, München 2013, 277 Seiten
ISBN 978-3-7705-5344-0