1923 – Sattelzeit der Revolution. Umbrüche in Politik, Kultur und radikaler Gesellschaftskritik
1923 ist das Jahr, in dem gleich drei Ereignisse, die das »kurze 20. Jahrhundert« (Hobsbawm) eröffneten und prägen sollten, ihre Verarbeitung fanden: Der Schrecken des Ersten Weltkrieges, der Sieg der Revolution in Russland und das Scheitern revolutionärer Erhebungen in Westeuropa und Deutschland. Die Verarbeitung führte zu einem Umbruch in der Gesellschaftskritik und den Anfängen der Kritischen Theorie und des Westlichen Marxismus. Zugleich markierte das Jahr 1923 nicht nur das endgültige Ende der genannten revolutionären Erhebungen, sondern auch den Beginn der Stalinisierung in der UdSSR, aber auch in der KPD, sowie den Aufstieg des Faschismus.
Mit dem Begriff »Sattelzeit« wird eine Um- und Neuorientierung in Theorie und Praxis eingefangen, die sich in einflussreichen Texten, neuen politischen Konzepten sowie in den Biographien der jeweiligen Protagonist*innen abbildet. Diese »Sattelzeit« lässt sich bis zur Neuen Linken der 1960er Jahre weiterdenken.
Eine Kooperation zwischen der Rosa-Luxemburg-Stiftung, dem Helle Panke e.V. und dem ZfL.
Abb. oben: »Shouldering the Imitation Ox«, in: Richard Kearton: Wild Nature’s Ways. Cassell 1909
Programm
18.10.2023 | 14.00–21.00
Helle Panke, Kopenhagenerstr. 9, 10437 Berlin
1923 – Die Erneuerung in Philosophie, Politik und Marxismus
Anmeldung bei der Hellen Panke
14.00
Patrick Eiden-Offe, Frank Engster, Uwe Sonnenberg: Eröffnung
14.30
Die Erneuerung in Philosophie, Politik & Marxismus. 1923 und 1968
Panel mit Lea Fink, Felix Klopotek und Ivana Perica
16.30
Die Marxistische Arbeitswoche
Panel mit Michael Buckmiller, Volker Hinck und Judy Slivi, Moderation: Peter Schulz
19.30
100 Jahre Geschichte und Klassenbewußtsein. Zum Werk
Werkstattgespräch mit Rüdiger Dannemann und Karl Lauschke, Moderation: Dimitra Alifieraki
19.10.2023 | 12.00–18.00
Rosa-Luxemburg-Stiftung am Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin
Zum historischen Kontext eines Umbruchjahres – Dynamiken, Milieus und Kollektive Biographien
12.00
Uwe Sonnenberg: Begrüßung
12.15
Krise der Weimarer Republik I: Zum Deutschen Oktober
Mit Bernhard H. Bayerlein, Wladislaw Hedeler und Karsten Krampitz
14.00
Krise der Weimarer Republik II: Dynamiken und Kollektive Biographien
Mit Jule Ehms, Rhena Stürmer, Reiner Tosstorff und Sebastian Zehetmair
16.30
1923 – Linke Antworten auf die Gefahren von Rechts
Mit Johanna Langenbrinck, Daniela Schmohl, Christian Dietrich und Jörn Schütrumpf
19.00
Geschlecht und Revolution
Podiumsgespräch zwischen Luise Meier (Berlin) und Klaus Theweleit (Freiburg) im Münzenbergsaal am Franz-Mehring-Platz 1
20.10.2023 | 10.00–19.00
Leibniz-Zentrum für Kultur- und Literaturforschung, Pariser Str. 1, 10719 Berlin
1923 – Theoriegeschichtliche Revolutionen. Parallelaktionen und Wiedervorlagen
10.00
Einführung
10.15
Parallelrevolutionen
- Caroline Adler/Sophie Buck: »Abschüssige Straßen des Grams, aufsteigende Pfade der Revolte« – Benjamin und Lukács um 1923
- Morten Nissen: Katholisches zur Organisationsfrage. Zwei Perspektiven auf Georges Sorels Mythos vom Generalstreik (zu Carl Schmitt und Georg Lukács)
- Eva Heubach/Philipp Weber: »Kult des Unbewussten«: Zum Un-Verhältnis von Lukács und Freud
13.30
Theorie und Avantgarde
- Amália Kerekes: »Studien zur Ideologienfrage der Revolution«. Zur Geschichte der Kleinen revolutionären Bibliothek des Malik-Verlags
- Alexander Dmitriev: Beyond Savinkov and Deborin: The Nature of Lukács‘s Loyalty to “Russian Communism”
15.30
Nachleben
- Moritz Neuffer: Die (erneute) Anwendung der materialistischen Geschichtsauffassung auf sich selbst. Zur Wiederentdeckung Karl Korschs in den 1960er Jahren
- Johanna-Charlotte Horst: Revolutionäre Lokomotiven. Georges Perecs Arbeit am Marxismus
17.30
Abschlussvortrag
- Reinhard Müller: »Maskierter Doppelzüngler« – »Vorzüglicher Essayist«. Karl Schmückle, 1898–1938