Margarete Vöhringer: Steuern, optimieren, disziplinieren. Verfahren der Selbstkontrolle in Kunst und Wissenschaft
Programm
Die panoptische Bauweise – vor allem von Gefängnissen, Besserungsanstalten, Arbeitshäusern, Manufakturen, Irrenhäusern, Hospitälern und Schulen – zeichnet sich in erster Linie dadurch aus, dass die Bewohner dieser Räume sich immerzu unter Kontrolle fühlen und daher versuchen, ihr Verhalten selbst zu kontrollieren. Im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts bildeten sich vielfältige Formen dieser Selbstkontrolle auch in den Wissenschaften heraus: Wenn Physiologen versuchten, unwillentliche Bewegungen des menschlichen Körpers zu steuern, konstruierten sie immer komplexer werdende Anordnungen, um ihr eigenes Eingreifen in die natürlichen Prozesse besser kontrollieren zu können. Die Arbeitswissenschaften führten Film und Fotografie ein, um den Arbeitern zu ermöglichen, ihre Arbeitsweisen selbst zu beobachten und zu optimieren. Künstler spielten mit den Grenzen der Selbstkontrolle bis hin zu ihrer Ausschaltung. Als Gesellschaft konstituierendes Verfahren hatte die Selbstkontrolle ihre erste breite Konjunktur in der Frühzeit des Kommunismus in Russland. Der Vortrag wird einige zentrale Verfahren der Selbstkontrolle in den Wissenschaften des 19. und frühen 20. Jahrhunderts vorstellen und zu den entsprechenden Ansätzen in den Bildenden Künsten in Beziehung setzen.
Vortragsreihe des ZfL im Rahmen der Ausstellung Außer Kontrolle? Leben in einer überwachten Welt (21.03.2014–24.08.2014) des Museums für Kommunikation Berlin
Eintritt frei
Alle Termine:
Di, 08.04.2014, 18.30
Jörg Thomas Richter: Lauschen im Gemeinwesen. Neugier, Fremd- und Selbstkontrolle zwischen Plutarch, Lifelogs und PRISM
Di, 13.05.2014, 18.30
Judith Elisabeth Weiss: 100 Prozent Sicherheit. Der panoptische Blick in der zeitgenössischen Kunst
Mi, 11.06.2014, 18.30
Stefan Willer: Verhinderte Zukunft. Präventionsfantasien in Literatur und Film
Di, 12.08.014, 18.30
Margarete Vöhringer: Steuern, optimieren, disziplinieren. Verfahren der Selbstkontrolle in Kunst und Wissenschaft