Das Nachleben des Trauerspiels
Programm
(Stand: 20.02.2012)
Donnerstag, 23.02.2012
13.30–16.00
Jane O. Newman (UC Irvine), Claude Haas (ZfL), Daniel Weidner(ZfL): Einführung
Lektüren
Bernhard Greiner (Tübingen): Postfiguration als Gegenstand und Quelle der Trauer und des Spiels. Andreas Gryphius' Carolus Stuardus
Armin Schäfer (Hagen): Die Verhaltenslehren des barocken Trauerspiels
Nachgeschichte
16.30–18.30
Bart Philipsen/Sientje Maes (Leuven): Das Medusenhaupt des Rechts. Entleerung und Exzess in den versch(r)obenen Trauerspielen Die Familie Schroffenstein (Kleist) und Herzog Theodor von Gothland (Grabbe)
Kai Bremer (Gießen): Vom deutschen Trauerspiel zum europäischen? Zu Szondis Benjamin-Rezeption in seinen Vorlesungen zum bürgerlichen Trauerspiel
»Säkularisierung«
19.00–20.00
Rivka Feldhay (Tel Aviv): Allegory, Nature and the Law in the 17th Century
Freitag, 24.02.2012
10.00–12.00
Raz Chen (Ramat Gan): The Spectres of Knowledge. Staging Early Modern Natural Philosophy from Kepler to Descartes
Emma Gilby (Cambridge): The Stakes of the Hypothetical Mode. Benjamin and the Provisional French Trauerspiel
12.30–13.30
Hans Jürgen Scheuer (Berlin): Die Körper des Königs und der Leib des Herrn. Barockes Trauerspiel und mittelalterliches Fronleichnamsmysterium
Europäisches Drama
15.00–17.00
Marc Sagnol (Paris): Deutsches Trauerspiel und französische Tragödie in den Interpretationen von Benjamin und Goldmann
Romain Jobez (Poitiers): Ursprung des französischen Trauerspiels – französischer Ursprung des Trauerspielbuchs?
Lektüren
17.30–19.30
Christopher Wild (Chicago): Exerzitien. Zur Poetik und Performanz des barocken Trauerspiels
Bettine Menke (Erfurt): Dramaturgie der Intrige
Samstag, 25.02.2012
Nachgeschichte
10.00–12.00
Sigrid Weigel (ZfL): Brünhilds Klage. Das Nachleben des Trauerspiels im Musikdrama
Uwe Steiner (Houston): »Säkularisierung des Teufels«. Zum Nachleben des Trauerspiel-Buches in Th. Manns Doktor Faustus
12.30–13.30
Hans-Thies Lehmann (Frankfurt a.M.): Postdramatische Tragödie und/ oder Trauerspiel
Europäisches Drama
15.00–16.00
John D. Lyons (Charlottesville): Material Fatality and the Plot of Tragedy
16.30–18.30
Eric Mechoulan (Montréal): Noise and Furor in the French Trauerspiel
Hall Bjornstad (Bloomington): »Giving voice to the feeling of his age«. Benjamin, Pascal and the French Trauerspiel
Mit dem Trauerspiel weist die deutsche Literaturgeschichte neben Komödie und Tragödie gleichsam eine dritte dramatische Fundamentalgattung auf, die bei Walter Benjamin als Gegenmodell zur Tragödie konzipiert wird. Im Trauerspiel kann sich sowohl eine Skepsis an der heimlichen Geschichtsteleologie der Tragödie als auch eine Verlusterfahrung religiöser und eschatologischer Gewissheiten Bahn brechen; es impliziert andere Dispositionen der Affekte, der Vergemeinschaftung und der theatralen Darstellung.
Ausgehend von Benjamins Trauerspiel-Buch will der Workshop systematisch nach den Konstitutionsbedingungen und der Nachgeschichte dieser dramatischen Form fragen. Dabei soll das Trauerspiel zum einen konsequent auf seine philosophie- und religionsgeschichtlichen Voraussetzungen hin untersucht und zum anderen die Kategorienbildung Benjamins auf ihren Gegenstand zurückbezogen werden: auf die barocke Dramatik im Kontext ihrer Vor- und Nachgeschichte. Zugleich soll der enge Kanon des deutschen Literaturbarock historisch wie national geöffnet werden: hin auf die mittelalterlichen Mysterienspiele als potentielle Vorläufer des Trauerspiels, auf die Tragödie der französischen Klassik als sein frühneuzeitliches Konkurrenzmodell, schließlich und vor allem aber auf sein postbarockes Nachleben samt den Spuren, die es bis in das Musikdrama oder den modernen Roman hinein hinterlassen sollte.
Veranstaltung zum ZfL-Semesterthema: Vom Nachleben der Religion(en) im Wintersemester 2011/2012
Literatur:
- Daniel Weidner: Kreatürlichkeit. Benjamins Trauerspielbuch und das Leben des Barock, in: ders. (Hg.), Profanes Leben. Walter Benjamins Dialektik der Säkularisierung. Frankfurt a.M. 2010, S. 120–138.
- Sigrid Weigel: Walter Benjamin. Die Kreatur, das Heilige, die Bilder. Frankfurt a.M. 2008