Oliver Precht: Maurice Merleau-Ponty: Der Geist von Marx und der Leib des Marxismus
Gespräch in der Reihe »Philosophische Gespräche« im Helle Panke e.V.
Der Philosoph Maurice Merleau-Ponty ist in erster Linie für seine Reflexionen über die Wahrnehmung, das Sehen und die Leiblichkeit bekannt. Tatsächlich lassen sich diese philosophischen Begriffe aber nur als Teil einer philosophischen Politik verstehen. Mit dieser Politik der Wahrnehmung beansprucht Merleau-Ponty nicht nur, dem Geist von Marx die Treue zu halten: Sie stellt auch den institutionalisierten marxistischen Lehren einen radikal undogmatischen, »fleischlichen« Marxismus entgegen, der von der Leiblichkeit und einer nie vollständig durchsichtigen Verflochtenheit in die Natur und die Geschichte ausgeht. Dieser politische Merleau-Ponty, der weitgehend in Vergessenheit geraten ist, leistet einen wichtigen Beitrag zu den philosophischen Fragen, mit denen sich jede kritisch-marxistische Tradition im 21. Jahrhundert konfrontiert sieht.
Der Philosoph und Literaturwissenschaftler Oliver Precht ist wissenschaftlicher Mitarbeiter mit dem Projekt Marx in Frankreich. Die Selbstbestimmung der französischen Theorie (1945–1995). Am 12.10.2023 erscheint im August Verlag sein Buch Der rote Faden. Maurice Merleau-Ponty und die Politik der Wahrnehmung.