Tagung
05.11.2010 – 06.11.2010 · 01.00 Uhr

Transgenerationale Übertragungen

Ort: ZfL, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, 3. Et., Trajekte-Tagungsraum 308
Kontakt: Jörg Thomas Richter

Programm

Im derzeitigen kulturellen Wandel – dramatisch unterstrichen durch den demographischen Wandel – sind Übertragungsprozesse zwischen Generationen, Alterstufen, sozialen Gruppen und Zeiten zur kritischen Größe geworden. Institutionalisierte soziokulturelle Transfer-Dispositive (Erbrecht, Rentensystem, Kulturerbe, Familie, Generationensystem) werden heftig, breit, aber überwiegend ergebnisarm diskutiert. So zeugt die anhaltende Debatte um Generationengerechtigkeit von den immensen Schwierigkeiten, den durch das Konzept der ‚künftigen Generationen’ belebten Zukunftshorizont in ökologischer und ökonomischer Räson zu kalkulieren.

Die Diagnostik des Wandels kommt ohne die Reflexion von Übertragungskonzepten nicht aus. Das Symposium ist als Beitrag zur Gegenwartsdiagnostik gedacht und als interdisziplinäres Gespräch zwischen Wissenschaftlern, die aus unterschiedlicher Perspektive mit Übertragungsprozessen zwischen den Generationen befasst sind: etwa von Eigentum, Werten, Berufen, Verhaltensformen, Traumata (oder deren Unterbrechung beispielsweise durch Kinderlosigkeit). Dabei sollen die je spezifischen Beobachtungsmethoden für generationenübergreifende Handlungsstränge insbesondere auf ihre kulturelle Signifikanz für die gegenwärtige Situation befragt werden. Wie wird im Umgang mit Erbe, Vererbung, mit Imprinting, mit Bildung der belebte Übergriff auf andere Lebenshorizonte gedacht und entworfen? Wie sind Übertragung, Überlieferung, Tradierung zu differenzieren? Was z.B. ereignet sich in kultureller, soziologischer, biologischer oder psychologischer Hinsicht, wenn sich die Vektoren der Übertragung umkehren, d.h. Eltern ihre Kinder 'beerben', von ihnen lernen? Wie werden Übertragungen von den ‚Gebern’ und ‚Empfängern’ – auch imaginativ, und symbolisch - verarbeitet?

Freitag, 5.11.2010

14.30-16.00
Franz Breuer (WWU Münster ): Transfer persönlicher Objekte – Vorgänger-Nachfolger-Übergänge in institutionellen und interpersonalen Bezügen

Isabell Stamm (FU Berlin): Zur Aneignung des Erbes: Transgenerationale Übertragung in Unternehmerfamilien

16.30-18.00
Walter Erhart (Uni Bielefeld): Mythische Übertragungen – die Gegenwart des Familienromans

Ulrike Vedder (HU Berlin): Gedächtnislos? Zur transgenerationalen Übertragung des Vergessens in der Gegenwartsliteratur

18.30-20.00
Stefan Willer (ZfL): Welt-Kultur-Erbe: eine transgenerationale Übertragung?

Irmela Marei Krüger-Fürhoff (ZfL): Lebendspenden: Transgenerationale Übertragung und Vergesellschaftung des Körpers in literarischen Fiktionen der Transplantationsmedizin

Samstag, 6.11.2010

10.30-11.30
Paul Schmid-Hempel (ETH Zürich): Epigenetik: die biologische Sicht der Dinge

12.00 - 13.30
Bernhard Horsthemke (Uni Duisburg-Essen): Genetisches Erbe und die Asymmetrie der elterlichen Genome

Jörg Thomas Richter (ZfL): Neues von den Kallikaks: Transgenerationale Optimierungen im posteugenischen Zeitalter

15.00-16.30
Bettina Völter (ASH Berlin ): Beziehungstänze. Lebensgeschichten als Hinweise auf transgenerationale Interaktionen

Ohad Parnes (ZfL): Vererbung ohne Gene: Transgenerationale Übertragungskonzepte im 20. Jahrhundert

17.00-18.30
Werner Bohleber (Frankfurt a.M.): Individuelle und kollektive Traumata und deren transgenerationelle Weitergabe

Sigrid Weigel (ZfL): Die Schuld der Schulden

Medienecho

11.11.2010
Werte, Verhaltensformen, Traumata

Übertragungsprozesse zwischen Generationen. Radiobeitrag von Isabel Fannrich, in: Deutschlandfunk, Sendung: Studiozeit – Aus Kultur- und Sozialwissenschaften vom 11.11.2010