Meine Sprache ist Deutsch
Deutsche Sprachkultur von Juden und die Geisteswissenschaften 1870–1970
In den sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelnden ›Geisteswissenschaften‹ spielten jüdische Gelehrte eine wichtige Rolle. Die Begegnung einer in über 100 Jahren entwickelten deutschen Sprachkultur von Juden mit einer neuen Formation des Wissens führte die beteiligten jüdischen Wissenschaftler dabei in eine ambivalente Situation: Einerseits erschien das Verstehen von Geist und Kultur ein Weg zur oft ersehnten Integration, andererseits wurde dieser Geist oft selbst national besetzt und schloss eine spezifisch jüdische Sprachkultur latent oder auch manifest aus. Diese prekäre Lage erwies sich kulturell und wissenschaftlich als außerordentlich produktiv und kann als entscheidender Faktor für den zentralen Beitrag jüdischer Wissenschaftler zur Erfolgsgeschichte der Geisteswissenschaften gelten. An dieser Geschichte zeichnet sich nicht nur besonders deutlich die spezifische Problematik jüdischen Sprechens in Deutschland ab, sie eröffnet auch Perspektiven auf die historischen wie aktuellen Potentiale und Grenzen der Geisteswissenschaften.
Verfügbare Volltexte auf dem Publikationsserver CompaRe:
- Parodie, Dilettantismus, Wissenschaft. Fritz Mauthners politische Sprachkritik
Hans-Joachim Hahn - Die negative Dialektik des Deutschen. Zum Sprachdenkendes jungen Gershom Scholem
Andreas B. Kilcher - »In die Worte bricht Geschichte ein«. Theorie und Sprachreflexion bei Löwenthal, Benjamin und Adorno
Philipp von Wussow - Bildung und Teilhabe. Moritz Veit als Verleger im Zeitalter der Emanzipation
Arndt Engelhardt - »Auflösung des Judentums«. Zu einem literaturwissenschaftlichen Großprojekt Friedrich Gundolfs
Claude Haas - Dichtungslogiken des Ich. Theoriebildung im Exil bei Käte Hamburger und Margarete Susman
Mona Körte - ›Wortforschung‹ als ›Kulturgeschichtsforschung‹. A. J. Storfers Archiv der Wörter
Birgit R. Erdle - »Disrupted Language«. Zur Heimat der Sprache unter Emigranten
Hinrich C. Seeba - Deutsch-jüdisch, griechisch-deutsch. Walter Benjamin, Maurice Blanchot und die ›reine Sprache‹
Vivian Liska