Schwarzes abgerissenes Papier mit weißen Abrisskanten auf dunkelgrauem Hintergrund, das den Umriss eines Berges ergibt.
Jahrestagung des ZfL
05.12.2024 – 06.12.2024 · 09.00 Uhr

Aktivismus und Wissenschaft. Felder und Verfahren des akademischen Aktivismus

Ort: Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Eberhard-Lämmert-Saal, Eingang Meierottostr. 8, 10719 Berlin
Kontakt: sekretariat@zfl-berlin.org

In den vergangenen Jahren hat es oft schmerzliche Anlässe gegeben, das Verhältnis von Aktivismus und Wissenschaft neu zu bedenken. Vor allem die universitären Proteste gegen den Krieg in Gaza nach dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 haben die Frage nach den Wechselwirkungen, einschließlich Blockaden und Verkennungen, aber auch Allianzen von Aktivismus und Wissenschaft in neuer Weise akut gemacht. Alte Fragen nach dem immer schon spannungsreichen Verhältnis institutionalisierter Wissenschaft zur Sphäre des Politischen schießen zu einer neuen und schwierigen Konstellation zusammen. Dazu zählt die Beobachtung, dass es einen ›Aktivismus von oben‹ geben könnte (also die Forderung staatlicher Akteure nach ›aktivistischer‹ Wissenschaft) ebenso wie der Eindruck, dass moralische und politische Überzeugungen in aktivistischer Wissenschaft neue Verbindungen eingehen.

Die ZfL-Jahrestagung (der im November 2022 bereits eine Tagung zu Aktivismus und Wissenschaft: Zur Theorie, Geschichte und Aktualität einer Provokation vorangegangen ist) untersucht das Verhältnis von Aktivismus und Wissenschaft unter der Fragestellung, wie sich der Aktivismus in den Praktiken, Methoden und Gegenständen insbesondere der Geisteswissenschaften abbildet. Anhand ausgewählter Felder wird analysiert, wie aktivistische Anliegen in wissenschaftliche Formationen eingehen und was das für die Wissenschaft einerseits und den Aktivismus andererseits bedeutet.

Die Sprachen der Veranstaltung sind Deutsch und Englisch. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht nötig.

Programm

ACHTUNG: Änderungen im Programm!

Donnerstag, 5.12.2024

9.15

  • Eva Geulen (ZfL): Begrüßung & Einführung

Aktivismus von oben?
Moderation: Henning Trüper (ZfL)

  • Peter Strohschneider (Ludwig-Maximilians-Universität München): Normative Fakten? Über kognitiven und aktivistischen Stil
  • Christoph Paret (Universität Wien): »Amoklauf der reinen Vernunft« oder Vernunft des Amoklaufs? Arthur Koestler über die angewandte Philosophie des Stalinismus

11.00

  • Markus Rieger-Ladich (Universität Tübingen): In wessen Namen sprechen? Und mit welcher Autorität? Über einige Fallstricke des positionalen Fundamentalismus
  • Sabine Döring (Universität Tübingen): Aktivismus als Selbstbeschränkung der Wissenschaftsfreiheit

14.00
Rückkehr der Literatursoziologie
Moderation: Pola Groß (ZfL)

  • Carolin Amlinger (Universität Basel): Soziale Hermeneutik. Literatursoziologie als Provokation
  • Carlos Spoerhase (Ludwig-Maximilians-Universität München): Gute Formen und schlechte Formen

16.00
Philologie mit Ausrufezeichen
Moderation: Eva Axer (ZfL)

  • Jonas Grethlein (Universität Heidelberg): Von der moralischen Lektüre antiker Texte zur moralischen Lektüre in der Antike

Der Vortrag von Christian Benne (Københavns Universitet) muss leider entfallen.

19.30
Keynote im ICI Berlin
ACHTUNG: Anmeldung erforderlich unter www.ici-berlin.org/events/john-guillory/

Moderation: Eva Geulen (ZfL)

 

Freitag, 6.12.2024

10.15
Rescue at Sea: Law and Art Research
Moderation: Alexandra Heimes (Universität Greifswald)

  • Itamar Mann (University of Haifa/Humboldt-Universität zu Berlin): Three Lifeboats
  • Hilde Van Gelder (Katolieke Universiteit Leuven): Shipwreck and Lifesaving in the Strait of Dover: Shifting the Perspective through Experimental Art Research

13.30
Aktivismus in autoritären Staaten
Moderation: Matthias Schwartz (ZfL)

  • Nina Weller (ZfL): Osteuropaforschung in Zeiten des Krieges: Öffentlichkeit, Aktivismus, Selbstbefragung
  • Kader Konuk (Technische Universität Dortmund): Geisteswissenschaften im Exil
  • Ralph Weber (Universität Basel): Politikrelevante vs. politische Wissenschaft? Überlegungen aus der Praxis von Forschung zum chinesischen Parteistaat im Kontext demokratisch-autoritärer Spannungen

16.00
Roundtable: Fallbeispiel: Aktuelle Debatten über Antisemitismus
Moderation: Patrick Eiden-Offe (ZfL)

  • Aleida Assmann (Universität Konstanz)
  • Felix Axster (Technische Universität Berlin)
  • Georg Simmerl (ZfL)

 

Medienecho

10.01.2025
Who gets to decide what’s antisemitic?

Beitrag von Shira Miron, in: Haaretz (10.1.2025), 7, 13

Auf Hebräisch erschienen als: עם כל הכבוד ליהודים, in: Haaretz (3.1.2025), 46–47

13.12.2024
Warum eine gelenkte Wissenschaft eine Dystopie ist

Tagungsbericht von Jakob Hayner, in: Welt (13.12.2024)

11.12.2024
Moralische Irritationen

Tagungsbericht von Gerald Wagner, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung 289 (11.12.2024), N 4